Scrum skalieren – Teil 4: SAFe

Scrum ein perfekt geeignetes Framework für Projekte mit einem Team von drei bis neun Personen. Was aber, wenn ein Projekt so komplex ist, dass zehn oder mehr Personen daran arbeiten? Dieser Frage widmen wir uns in vier Blog-Einträgen, in welchen wir die Skalierungs-Ansätze Scrum of Scrums (SoS), Nexus, LeSS und SAFe vorstellen. In diesem Teil: SAFe. 

Das Scaled Agile Framework kurz SAFe ist das komplexeste Rahmenwerk, das wir Ihnen in unserer Blogserie zur Scrum-Skalierung vorstellen möchten. Es zielt auf die Agilisierung kompletter Unternehmen (Lean Enterprises) und hebt das agile Vorgehensmodell damit von der Produkt- auf die Unternehmensebene.

SAFe Kernkompetenzen

Lean Enterprises zeichnen sich durch fünf essenzielle Kernkompetenzen aus, die in der aktuellsten SAFe-Version 4.6 eingeführt und definiert werden:

  • Die Kompetenz der lean-agilen Unternehmensführung zielt auf das Empowerment der MitarbeiterInnen und unterstützt sie bei der Ausschöpfung ihres vollen Potenzials. Dies gelingt unter anderem durch die Etablierung des lean-agilen Mindsets und die Durchsetzung von Werten, Prinzipien und Praktiken.
  • Die Kompetenz der Agilität von Team und Technik beschreibt kritische Prinzipien und Praktiken, die zur Erreichung von hoch produktiven agilen Teams notwendig sind. Sie gewährleisten neben einer hohen Produktivität auch eine schnellere Produkteinführungszeit und eine vorhersehbare Wertschöpfung.
  • DevOps und Release on Demand ermöglichen die Auslieferung von Produkten zu dem Zeitpunkt, an dem der Kunde sie benötigt. Dieses Vorgehen befriedigt nicht nur die Bedürfnisse der Kunden und des Marktes, sondern reduziert außerdem Risiken und Entwicklungskosten. Nicht zuletzt stellt diese Kompetenz einen erheblichen Wettbewerbsvorteil dar.
  • Die Kompetenzfelder Business Solutions und Lean System Engineering zielen auf die Anwendung lean-agiler Prinzipien und Praktiken bei der Spezifizierung, Entwicklung, Verteilung und Weiterentwicklung komplexer Softwareanwendungen und cyber-physischer Systeme.
  • Die Lean Portfolio Management-Kompetenz verbindet Strategie und Ausführung, indem sie Lean- und System-Thinking-Ansätze für Strategie- und Investitionsfinanzierung, agile Portfolio-Operationen und Governance anwendet. Diese Kooperationen geben dem Unternehmen die Möglichkeit, bestehende Verpflichtungen zuverlässig auszuführen und Innovationen fördern.

SAFe Konfigurationen

Es gibt vier Grund-Konfigurationen für SAFe, beliebige Kombinationen sind möglich. Dabei werden jeweils sinnvolle Rollen, Artefakte und Aktivitäten auf den vier Ebenen Portfolio, Value Stream, Program und Team gewählt.

Quelle: https://www.scaledagileframework.com/safe-for-lean-enterprises/
  • Essential SAFe (TEAM, PROGRAM)

Wie der Name bereits nahelegt, beinhaltet Essential SAFe die essentiellen Bauteile, um mehrere Teams auf ein gemeinsamen Ziel zu synchronisieren.

  • Portfolio SAFe (TEAM, PROGRAM, PORTFOLIO)

Dem Essential SAFe wird die Portfolio-Ebene hinzugefügt. Außerdem können Themen wie Strategie und Investment/Finanzierung adressiert werden.

  • Large Solutions (TEAM, PROGRAM, LARGE SOLUTION)

Diese Konfiguration richtet sich an Unternehmen, die sehr große Produkte herstellen und eine weitere Abstraktionsebene zur Steuerung dieser Projekte benötigen.

  • Full SAFe (TEAM, PROGRAM, LARGE SOLUTION, PORTFOLIO)

Bei dieser Konfiguration handelt es sich um eine Mischung aus Large Solutions SAFe und Portfolio SAFe.

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Wir gehen im Folgenden auf Full SAFe ein und widmen uns jeder einzelnen Ebene. Die Nomenklatur ist für die verschiedenen SAFe Versionen unterschiedlich. Das Grundprinzip bleibt allerdings erhalten. Wir verwenden hier die Nomenklatur der aktuellsten SAFe-Version 4.6.

Team-Ebene

Die Teams umfassen fünf bis neun Mitglieder, einen Product Owner und einen Scrum Master. Sie arbeiten wahlweise nach einem um XP-Praktiken ergänzten Scrum oder nach Kanban. Ziel der Teams ist es, nach jedem Sprint eine funktionierende Software zu liefern.

Program-Ebene

Die Program-Ebene lässt sich auch als “Heart of SAFe” bezeichnen. Fünf bis zehn Teams werden in Agile Release Trains (ART) organisiert, sodass in Summe 50 bis 125 Personen zusammenarbeiten. Die ART sehen unter anderem zwei neue Rollen vor: Der Product Manager bestimmt Features in Program Backlog. Der Release Train Engineer (RTE) lässt sich in seiner Funktion auch als Release Train Scrum Master umschreiben.

Vorgesehen sind fünf Sprints à zwei Wochen. Nur vier Sprints werden dabei geplant, ein fünfter kann bei Bedarf mit einer der folgenden Zielsetzungen stattfinden:

  • hardening: Verifizierung, ob das PSI-Ziel erreicht wurde
  • innovation: Exploration von kreativen Ideen, hack-a-thons
  • planning: Anpassung und Inspektion des ART, Planung eines neuen PSI

Ziel ist die Entwicklung eines Potential Shipable Increment (PSI). Das ART findet in festen Intervallen statt. Business Features, die es nicht in ein ART geschafft haben, werden beim nächsten Mal berücksichtigt. Das Planning findet mit allen Entwicklern statt, sodass diese stets über die Vision und das Ziel des ART (Value Stream) informiert sind.

Large-Solution-Ebene

Die Large-Solution-Ebene ist der Portfolio-Ebene übergeordnet und ähnelt in ihrer Struktur den ART. Sie wird insbesondere dann genutzt, wenn das jeweilige Unternehmen an großen Projekten beteiligt ist, die den Rahmen eines ARTs (mehr als 125 Personen) sprengen. Beispiel hierfür sind etwa globale Finanzprodukte.

Portfolio-Ebene

Die Portfolio-Ebene bündelt 500 bis 1000 technische Entwickler. Bei sehr großen Unternehmen können sogar mehrere Portfolios nebeneinander bestehen. Es wird Kanban genutzt, um die Epics für den nächsten ART bzw. Solution Train zu priorisieren. Ziel ist es, Lean-Budget-Entscheidungen zu treffen und Investments zu steuern. Auch werden Entscheidungen zur Unternehmensstrategie getroffen und evaluiert.

Das SAFe-Rahmenwerk ist damit nur in groben Zügen umrissen. Durch seine Komplexität bietet es viele weitere Möglichkeiten und Spezifika, auf die wir im Rahmen dieser Blogserie nicht näher eingehen wollen, um den Vergleich mit den anderen portraitierten Frameworks (Scrum of Scrums, Nexus und LeSS) auf einer abstrakteren Ebene zu ermöglichen. Wir hoffen, Ihnen damit einen ersten Überblick über die wichtigsten Rahmenwerke zur Scrum-Skalierung vermittelt zu haben.

Marko...

...der das perfekte Framework für jede Teamgröße kennt.

Marko Rücker hat Informatik studiert und arbeitet als zertifizierter Scrum Master bei der moguru. Er agilisiert Prozesse und hilft dem Team zur Selbstorganisation.